Australien

Rumble Bungle Bungles! – Wandern im Purnululu National Park

Wandern in den Bungel Bungles

Die Schranke war offen. Nun donnern wir über die kurvige Wellblechpiste, ziehen eine orangene Staubwolke hinter uns her. Wir sind gleich da, gleich bei den Bungle Bungles im Purnululu National Park. Es rumpelt noch paar mal, dann kommt eine Fuhrt, auch eine zweite, dritte und vierte, das Wasser spritzt bis aufs Dach. Bernhard kichert vergnügt. Es ist wieder da, das Kind im Manne. Und dann sind wir da. Jetzt noch Zeltplätze buchen, unsere Tour anmelden und auf morgen warten.

Die Schlucht ruft – der Piccaninny Gorge Track

Erstaunlich wie riesig der Park ist. Alleine die Zeltplätze, auf der Karte kaum fünf Zentimeter voneinander entfernt, liegen über 30 km auseinander. Frühmorgens begrüßen uns auch schon die orange-schwarz gestreiften, bienenkorbartigen Hügel, die man von den Postkarten und Prospekten so gut kennt – die Bungle Bungles. Endlos scheinen sie sich entlang des Piccaninny Creeks zu ziehen. Wir schnüren die Wanderstiefel, schnappen uns die Rücksäcke und folgen ihnen.

Wir wandern am Flussbett zwischen den Bungles entlang, über den ausgehöhlten und unterspülten Felsboden, der immer wieder im feinkörnigen Sand oder unter bunten Steinen verschwindet. Dass der Fluss hier in der Regenzeit ordentlich wütet, verraten auch die vertrockneten Gräser, die vom Wasser meterhoch um die Bäume und Felsvorsprünge gewickelt wurden. Vom reißendem Fluss sind hier heute nur noch einige Pfützen übrig. Und darin plantschen kleine Fische. Was für eine aussichtlose, deprimierende Lage.

Das Flussbett ist mittlerweile vollständig unter Sand und Kies begraben, bei jedem Schritt schreien die Oberschenkel auf. Doch die Haxen laufen rund, oben im Kopf läuft gerade wieder „I feel good, tatararararara“. Währenddessen machen die Bungles langsam senkrechten Wänden Platz, die unsere Wanderung nach einigen Kurven in die Piccaninny Gorge umlenken. Bis auf eine erheiterte Damengruppe, die uns entgegen kommt, scheinen wir die Schlucht für uns allein zu haben.

Während die Schatten länger werden, tauchen wir immer tiefer in die Piccaninny Gorge ein. Es geht an Wasserlöchern vorbei, an kleinen Palmengärten, an riesigen Felsbrocken. Immer wieder staunen wir über die bizarren Formen, die der Fluss in die Felsen geschliffen hat. Immer wieder verwandelt sich der Kies in meterhohe Felsbrocken, die sich uns in den Weg stellen. Immer wieder zwingen uns Wasserstellen, die Hänge hochzuklettern und uns durch die spitzen Spinifex-Gräser durchzuschlagen. Die Haxen arbeiten hier wirklich hart.

An einer Sandbank schlagen wir unser Nachtlager auf. Die Felsen leuchten nun orange-rot und wir gönnen uns noch zwei Abstecher in die benachbarten Nebenschluchten (die zweite und die vierte). Die zweite verwehrt uns auf dem halben Weg den Durchgang – der Tunnel ist noch geflutet. Die vierte lässt uns aber bis in ihren Dom rein.

Kurz darauf ist es weg, das warme Sonnenlicht. Während die Papageien uns schon „Gute Nacht“ trällern, liegen wir im Zelt und warten auf die nächtliche Kühle. Sie kommt sehr spät aber dafür mit etwas unerwarteter Wucht und die Reisverschlüsse der Daunenschlafsäcke zierpen durch die nächtliche Stille.

Früh morgens geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück. Leider, denn ein Tag länger hier in der Piccanniny Gorge wäre nicht verkehrt gewesen. Einen Sidetrip in die fünfte Nebenschlucht wollen wir aber noch wagen. Was einfach begann, wird zügig zu einem ordentlichen Kletteraufstieg. Langsam breiten wir uns Fels für Fels vor, ignorieren den gemeinen Spinifex, der uns gnadenlos die Arme nd Beine zerkratzt. Mit etwas Staub, Schweiss und Sonnenmilch ergibt dies eine brisante Mischung und zählt zu den etwas unangenehmeren Aspekten der Tour. Aber wir geben nicht auf. Bald hören wir schon papageiähnliche Schreie, bald ist der letzte Fels hinter uns und wir stehen im weißen Sand in einer palmenbewachsenen Oase. Welch ein Szeneriewechsel. Über uns kreisen Dutzende Flughunde – man riecht sie auch. Weiter hinten verengt sich die Schlucht zu einer schulterbreiten Klamm und endet in einem engen schwarz-orangenen Kamin, durch den ein schmaler Sonnentrahl fällt. Wow! Alle Spinifex-Leiden sind gleich vergessen.

Am Nachmittag erreichen wir wieder die Bungles-Bienenkörbe am Piccaninny Creek. Unterwegs schauen wir noch bei der Cathedral Gorge vorbei – gegen die Piccaninny und ihre erstaunlichen Nebenschluchten hat sie aber keine Chance.

Am nächsten Tag machen wir einen Abstecher in den nördlichen Parkteil. Wie anders es hier der Park aussieht. Die Bienenkörbe sind hier roten, mit Steinen durchsetzten Sandsteinfelsen gewichen. Irgendwie sehen sie aus der Ferne wie grob zusammengeworfene Fimoknete aus. Unser Liebling auf dieser Seite wird die Echidna Chasm, eine schmale Klamm, die sich durch eine Felswand windet.

Purnululu, du bist grandios! Es war nicht ganz so einfach bei dir, aber das mögen wir ja. Hiermit bist du für die TOP-3 Touren unserer Reise nominiert.

Tourinfo Piccanniny Gorge Track

Tourenlänge: rund 30 km (2–5 Tage) + Nebenschluchten
Anforderungen: nicht lang aber heiss und anstrengend; nicht markiert. Hauptsächlich mühsames Laufen im Kies und Sand (Schluchten), teilweise müssen Hindernisse und Felsen überklettert werden. Kondition, Trittsicherheit, Klettergewandtheit und Schwindelfreiheit sind ein Muss. Am Anfang der Saison können einige Abschnitte durchwatet oder – je nach Wasserstand – durchschwommen werden.
Übernachtung: Zelt
Anreise: 4×4
Fazit: Grandios, hammer, gigantisch! Lieber einen Tag mehr für das Abenteuer einplanen – und in April/Mai Badesachen einpacken 🙂