Australien

Zwischen Eisenerz und Asbest  

Riesengrubenfahrzeuge

Ja klar, es ist nur Wasser. Es glitzert an der blau-weissen Zeltdecke, beisst sich durch das Moskitonetz durch. Es funkelt im Licht der Stirnlampe, wächst zu einem Tropfen heran und stürzt sich auf den Boden, wo es mit einem Pflatsch!, einen dunklen Fleck in der blau karierten Decke hinterlässt. Klar, es ist nur Wasser – aber es gehört nicht hierher. Wir befinden uns im heißesten Gebiet Westaustraliens – der Pilbara –, in den Subtropen, da wo es am Tag auch mal 40°C haben kann. Und saufen gerade ab. Es regnet schon die zweite Nacht durch und unser Mietzelt ist eine einzige Fehlkonstruktion. Das wird morgen wieder lustig, das Teil aus dem rotbraunem, lehmartigen Matsch zu bergen… Voooooolll wiiitziiiig… Als ob es in der Gegend nix anderes zum entdecken gäbe…

Karijini – das Schluchtenwunder

Über den Hügeln hängen Wolken, seit Tagen schon. Als erstes wollen wir auf Mt. Bruce hoch. Schon gewaltig, wie er hier mitten auf dem Plateau thront. Der ist aber das erste, was wir von der To-Do-Liste streichen müssen. Starkregen, Felssturz, Erdrutsch, Feuer – die Ranger rufen Lebensgefahr aus und sperren die Zufahrt ab. Die Aufräumtruppen vor Ort scheinen bis heute überfordert.

Nun ja, immerhin können wir in die Dales Gorge im östlichen Teil von Karijini abtauchen. Die Felsen hier sehen mehr nach Eisenplatten als nach Gestein aus, die gestreiften, rot- und orangebraunen Bruchkanten der Felsen scheinen teilweise wie mit dem Lineal gezogen. Hier und da ein Wasserfall oder ein Wasserloch. Fast vollkommen… Wenn man aufmerksam die Gegend erkundet, sieht man sie aber noch: die kleinen Reste der faserigen, bläulich glänzenden Sedimenteinlagerungen… In der Gegend wurde bis in die 70er Jahre fleissig Asbest abgebaut. Heute sind die Minen längst geschlossen, die einst florierenden Siedlungen Geschichte und die Wanderwege gefahrlos. Aber zurück in die Gegenwart.

Während nachts Regen auf die Karijini-Schluchten plätschert, planen die Ranger die nächste Sperrung: die 4×4-Zufahrt zur Weano Gorge. Also nehmen wir am nächsten Tag die lange Anfahrt. Es lohnt sich, es gibt wieder etwas Felskraxelei in grandiose Schluchten, nasse Füße, sogar etwas Plantschen ist drin. Und – heute als VIP-Gäste dabei – ein paar Sonnenstrahlen. Doch sie bleiben nicht lange und wir verkriechen uns in Tom Price.

Tom Price – das Eisenerzeldorado

Eine einst abgeriegelte Minenstadt, von einem Erzgiganten erbaut. Heute frei zugänglich, aber immer noch vom braunroten Staub überzogen. Dazwischen: akkurat gemähte Rasen und Blumenbeete. Doch die wahren Herrscher über die Stadt ist eine Horde durchgeknallter, hyperaktiver und im braunroten Dreck durchgesuhlter Kakadus, die äußerst enthusiastisch versucht, Straßenlaternen auseinanderzunehmen. Es macht richtig Spaß, diesen überlauten Knallis zuzuschauen.

Doch schon kommt der Bus, schon kriegen wir Helme und Schutzbrillen verpasst und es geht zum Tagebau. Zu dem Erzgiganten. Mit gigantischen Trucks, gigantischen Baggern und gigantischen Loch in der Erde, der einst ein hoher Berg war. Ja, das musste noch sein, bevor wir aus der Regenzone nach Westen flüchten.

 

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